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Darum polarisiert diese Selfie-App grad das halbe Internet

Der KI-Trend geht momentan durch die Decke.
Foto: Getty Images
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Darum polarisiert diese Selfie-App grad das halbe Internet

Künstliche Intelligenz ist derzeit in aller Munde. Der neueste Trend: die App «Lensa». Sie macht aus gewöhnlichen Selfies Kunstwerke – und überspannt den Bogen immer wieder mal. Die Vorwürfe sind vielerlei.

Wer derzeit auf Social Media unterwegs ist, kommt fast nicht daran vorbei: Profilbilder, aufgehübscht durch die App «Lensa». Einfach gesagt handelt es sich dabei um ein Bildbearbeitungsprogramm, welches, unterstützt durch Künstliche Intelligenz (KI), Selfies in einem Comic- oder Manga-Stil das zusätzliche gewisse Etwas verleiht.

Man lädt ein paar Fotos hoch und bekommt diese in verschiedenen Kunststilen oder Motiven zurück. Du wolltest schon immer wissen, wie du als Model, Alien, Elf oder Superheld aussehen würdest? Die App beziehungsweise deren Funktion «Avatar», machts möglich – Millionen von Usern sind begeistert.

Sexismus-Vorwurf

Und doch bleibt ein fader Beigeschmack. Stichwort: Sexismus. Schauspielerin Megan Fox hat die App ebenfalls benutzt, nur um dann feststellen zu müssen, dass sie in praktisch allen Avatar-Bildern mit recht viel nackter Haut, dicken Lippen und grosser Oberweite dargestellt wird.

Auf Instagram fragt sie ihre Follower: Bin ich die einzige, der das passiert ist? Während viele darauf antworten, dass sich Fox auch in anderen, echten Bildern ziemlich freizügig zeige und die Lensa-Resultate deshalb nicht überraschen würden, klagen andere ebenfalls Sexismus vonseiten der App an.

Eine blonde Userin, bei denen die Resultate Avatar-Bilder ebenfalls viel nackte Haut zeigten, obwohl sie «normale» Selfies eingesendet habe, befürchtet: Die Test-Bilder von Lensa, mit denen die Künstliche Intelligenz trainiert wurde, seien bereits sehr freizügig gewesen – entsprechend reagiere die KI bei den Fotos der Nutzerinnen und Nutzer.

Rassismus-Kritik

Dunkelhäutige Menschen haben davon berichtet, dass ihre Gesichtszüge und ihr Hautton jenen von weissen, nordeuropäischen Menschen nachempfunden worden seien.

Eine asiatischstämmige Userin klagte an, dass sie in ihren Bildern entweder nackt, weinend oder im Anime-Style dargestellt wurde – letzteres ist ein klar asiatischer Stereotyp. So hätte sie sich auf gewissen Fotos gar nicht erkannt. Bei ihren weissen Kolleginnen hingegen sei das nicht der Fall gewesen.

Eine zweite asiatische Userin schreibt auf Twitter: «Jede asiatische Frau auf Lensa ist ein K-Pop-Star (K-Pop steht für «Korean Pop», d. Red.). Ich will mein Geld zurück.»

Vorwurf des Diebstahls

Auf Twitter sind immer mehr Avatar-Bilder aufgetaucht, auf denen am Bildrand, gänzlich unscheinbar, Unterschriften zu erkennen sind – so, wie es einst schon Van Gogh oder Picasso getan hatten. Sofort kam ein Verdacht auf: Stiehlt Lensa die Kunstwerke von Künstlerinnen und Künstlern und verwendet sie für die eigene App? Hersteller Prisma Lab zumindest verneint dies: Die Signaturen seien Teil des Selfies und würden ebenfalls mit KI generiert.

Und doch haben sich schon diverse Künstler zu Wort gemeldet und behauptet, ihre eigenen Kunstwerke seien als Hintergründe oder Filter verwendet worden – ohne ihre Erlaubnis. Dies sei möglich, wenn die Gemälde im Internet hochgeladen wurden. Der Algorithmus von Lensa übernehme die dann automatisch.

Für alle, die die App trotz der Vorwürfe testen wollen: Die ersten sieben Tage sind zwar kostenfrei, danach sind dann 55 Franken pro Jahr fällig. Für die Avatar-Funktion, jene also, die derzeit so gehypt wird, legt man vier Franken pro 100 Bilder drauf. Angesichts der grossen Nutzerrate der App zumindest ein finanzieller Erfolg für die Hersteller von Prima Labs.

Quelle: Today-Zentralredaktion
veröffentlicht: 16. Dezember 2022 09:28
aktualisiert: 16. Dezember 2022 09:28
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