Im Solothurner ÖV werden immer mehr Leute beim Schwarzfahren erwischt.
Foto: AZM Solothurn
Bus-Kontrolleure

Massiv mehr Schwarzfahrer im Solothurner ÖV

Seit einem Jahrzehnt steigt beim Busbetrieb Solothurn und Umgebung (BSU) die Zahl der Passagiere ohne Fahrausweis. Das Unternehmen hat die Kontrollen verstärkt. Hoffnung macht zudem ein «Sündenregister».

Vielleicht haben sie aus Bequemlichkeit oder Dreistigkeit kein Billett gelöst, vielleicht aus Schusseligkeit ihre Mehrfahrtenkarte nicht entwertet. Vielleicht können sie sich auch schlicht kein Billett leisten. Was sie alle vereint: Sie besitzen keinen gültigen Fahrausweis.

Doch wie viele Schwarzfahrerinnen und Schwarzfahrer gibt es? Der Busbetrieb Solothurn und Umgebung (BSU) zeigt auf: Immer häufiger stossen die Kontrolleurinnen und Kontrolleure auf Reisende ohne gültiges Billett. Der entsprechende Anteil steigt seit Jahren an – innert zehn Jahren hat er sich im BSU-Netz mehr als verdoppelt.

Gemessen wird dies mit der sogenannten Unregelmässigkeitsquote. Diese lag 2021 bei 5,71 Prozent. 2012 betrug sie «nur» 2,60 Prozent.

Quelle: Busbetrieb Solothurn und Umgebung (BSU)
Foto: AZM Solothurn

Nicht eingerechnet sind jene Reisende, die lediglich ihr Abonnement – etwa das GA oder Halbtax – vergessen hatten. «Wobei hier klar anzumerken ist, dass wir bei den Kontrollen auf dem BSU-Netz kaum auf Reisende treffen, die das Abo vergessen haben und deshalb ohne gültiges Billett unterwegs sind», betont BSU-Sprecherin Franziska Frey.

In den Bussen des BSU werden Jahr für Jahr mehrere zehntausend Personen stichprobenmässig kontrolliert. Im vergangenen Jahr waren es 43'680, um genau zu sein. Demnach waren etwa 2'494 Reisende ohne gültigen Fahrausweis unterwegs.

Warum gibt es immer mehr Schwarzfahrer?

Auch der BSU kann keine eindeutige Antwort auf diese Frage liefern. Besonders auffallend war der Anstieg von 2019 zu 2020: Die Unregelmässigkeitsquote kletterte von 4,26 auf 5,47 Prozent. Deswegen vermute man, dass wohl auch Corona dazu beigetragen habe, erklärt Frey. Zwar nutzten während der Lockdowns weniger Pendlerinnen und Pendler den öffentlichen Verkehr. Doch unter denen, die unterwegs waren, hatten auffallend viele kein Ticket gelöst.

Doch die Pandemie kann beim BSU nur ein Teil der Erklärung sein, schliesslich hat man bereits in den Jahren davor jeweils mehr Reisende ohne Billett verzeichnet. Die Unregelmässigkeitsquote liegt über dem geschätzten Branchenschnitt: So ging die Organisation «Alliance Swisspass» zuletzt davon aus, dass hierzulande 2,5 bis 3 Prozent aller Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln ohne Billett erfolgen.

Kein Billett, kein Pardon

Für den BSU geht es offenkundig auch um Fragen der Gleichbehandlung und der Glaubwürdigkeit. Nicht immer sei eindeutig, ob jemand versehentlich oder absichtlich ohne gültige Fahrkarte reise. Man müsse fair bleiben: «Deshalb können und wollen wir diese Unterscheidung bei der Fahrausweiskontrolle nicht machen.» Dazu gibt es auch die sogenannten «Graufahrer», die zwar ein Billett haben, aber für eine falsche Zone.

Klar ist: Schwarzfahren bedeutet Einnahmeausfälle. Klar ist auch: Der BSU hat auf die Entwicklungen reagiert. Als Massnahme gegen den «Anstieg der Unregelmässigkeitsquote» habe man die Kontrolltätigkeit auf dem Busnetz wo immer möglich erhöht. Die erhöhten Kontrollen könnten also ein weiterer Grund für die ansteigenden Schwarzfahrer-Zahlen sein. Ganz nach dem Motto: Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei.

Beim BSU gilt dennoch weiterhin, wie bei Busbetrieben üblich, das Prinzip der Selbstkontrolle: Die Passagiere sind selbst dafür verantwortlich, dass sie vor Abfahrt im Besitz eines gültigen Fahrausweises sind.

Schwarzfahrer kommen in ein nationales Register

Seit 2019 gibt es in der Schweiz ein zentrales Register für Schwarzfahrer – ein «Sündenregister». Wer in Bussen oder Zügen ohne gültiges oder nur mit einem teilweise gültigen Billett angetroffen wird, landet für zwei Jahre im Register. Dieses soll es einfacher machen, notorische Billettverweigerer zu verfolgen.

Reisende ohne gültiges Billett bezahlen hierzulande grundsätzlich einen Zuschlag von 90 Franken. Wer innert zwei Jahren erneut erwischt wird, muss einen Wiederholungszuschlag von 130 Franken berappen. Ab dem dritten Vorfall sind's dann 160 Franken. Hinzu kommen unter anderem noch Fahrpreispauschalen und Servicezuschläge.

Quelle: Solothurner Zeitung & Radio 32
veröffentlicht: 23. Dezember 2022 10:59
aktualisiert: 23. Dezember 2022 10:59
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