Videokonferenzen im Homeoffice waren während dem Höchststand der Pandemie oft an der Tagesordnung.
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Homeoffice-Studie

Warum wir in Videokonferenzen weniger kreativ sind

Früher unvorstellbar, seit Corona normal: Arbeiten im Homeoffice. Videokonferenzen ersetzen den persönlichen Kontakt. Darunter leidet aber die Kreativität, wie eine neue Studie zeigt. Warum Onlinesitzungen nicht immer die beste Idee sind.

Im Zuge der Corona-Pandemie sind Angestellte weltweit ins Homeoffice gewechselt und zur virtuellen Zusammenarbeit beordert worden. Ganz ohne Makel ist diese neue Arbeitsweise nicht, wie eine Studie aktuelle Studie nun aufzeigt.

Das Frisbee-Experiment

Lange Zeit sei die Zusammenarbeit bei Projekten auf physische Nähe angewiesen gewesen, weil Kommunikationsmittel wie Telefon oder Email den Austausch bisher beschränkt möglich gemacht hätten. Videokonferenzen seien nun fast identisch mit persönlichen Treffen – nur dass man halt vor dem Bildschirm sitzt, erläutern die Forschenden. Das werfe die Frage auf, ob damit die persönliche Zusammenarbeit bei der Entwicklung neuer Ideen ersetzen werden könne.

Genau das prüften die Wissenschaftler mit einer Reihe von Experimenten. Zunächst baten sie jeweils Zweierteams von insgesamt mehr als 600 Versuchsteilnehmern, kreative neue Verwendungsideen für ein Produkt zu entwickeln, genauer gesagt für eine Frisbee. Die Hälfte der Paare sass dabei gemeinsam in einem Raum, bei der anderen Hälfte sass jeder Partner allein in einem Raum und das Team war per Videokonferenz zusammengeschaltet.

Es zeigte sich, dass virtuelle Paare deutlich weniger kreative Ideen entwickelten. Wenn es darum ging, zu entscheiden, welche Idee weiter verfolgt werden sollte, schnitten sie allerdings nicht schlechter ab als Paare, die persönlich miteinander arbeiteten.

Ergebnis: Kreativer dank Umgebung

Um zu prüfen, ob tatsächlich eine Verengung der visuellen Wahrnehmung für die Kreativitätsbremse verantwortlich ist, dekorierten die Forschenden die Versuchsräume mit verschiedenen Gegenständen, zum Teil erwartbaren wie Ordnern, zum Teil für Büroräume ungewöhnliche, wie ein Poster mit einem Skelett. Sie verfolgten dann die Blicke der Probanden, während sie ihre Ideen sprudeln liessen, und fragten sie am Ende des Experiments, was sie im Raum wahrgenommen hatten.

Das Ergebnis: Die Videopartner sahen sich deutlich länger direkt an und erinnerten sich an weniger Gegenstände im Raum als die persönlich interagierenden Paare. Je mehr die Blicke der Probanden durch den Raum geschweift waren und an je mehr Gegenstände sie sich erinnerten, desto mehr kreative Ideen hatten sie auch entwickelt, so die Erkenntnis der Forschenden.

Insgesamt liefert die Studie einen spannenden Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen zum Einfluss der Arbeitstechnologien auf die menschliche Kreativität.

Quelle: FM1today & Radio 32
veröffentlicht: 28. April 2022 09:41
aktualisiert: 28. April 2022 09:41
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