Autofahrer aufgepasst

So kommst du sicher durch den Herbst

Mit Laub bedeckte Strassen, Nebel oder Wildtiere: Gerade jetzt wird es für Autofahrer wieder gefährlicher und es ist besondere Vorsicht geboten. Warum kann im Herbst das Fahren heikel werden? Der Touring Club Schweiz (TCS) steht Rede und Antwort.

Weshalb ist im Herbst besondere Vorsicht geboten?

Im Herbst ist die Schleudergefahr grösser und auch der Bremsweg wird länger. Grund dafür sind nasse Strassen die mit Laub oder Schmutz bedeckt sind. Durch Wasserpfützen steigt zudem die Gefahr für Aquaplaning. Bei kalten Temperaturen ist auf Brücken auch bereits mit Eisbildung zu rechnen. Durch die früher einsetzende Dunkelheit, Regen und Nebel ist auch die Sicht eingeschränkt. Tagsüber kann man zudem durch die tiefstehende Sonne geblendet werden. Eine weitere Gefahr besteht in der Nähe von Wäldern durch den Wildwechsel.

Warum stellen gerade jetzt Wildtiere ein erhöhtes Risiko für Autofahrer dar?

Im Herbst und im Winter ist die Gefahr grösser, weil die Tage kürzer werden und sich der Berufsverkehr immer mehr in die dunklen Tagesstunden verschiebt. Gerade in der Abend- und Morgendämmerung ist das Wild besonders aktiv. Im Winter sind die Tiere auch regelmässig auf den Strassen anzutreffen, da sie dann die Salzreste von der Strasse lecken.

Ein Unfall mit Wildtieren lässt sich nicht immer vermeiden – wie sollten Autofahrer reagieren?

Wenn man ein Reh auf der Strasse antrifft, sollte man sofort auf Abblendlicht schalten, da die starken Scheinwerfer das Tier irritieren können. Auch Hupen kann eine Möglichkeit sein, das Tier zu verscheuchen. Da Wild aber meist in Gruppen unterwegs ist, muss man immer mit weiteren Tieren rechnen.

Wenn eine Kollision dennoch nicht zu verhindern ist, sollte man voll auf die Bremse stehen, das Lenkrad gut festhalten und versuchen, die Spur zu halten. Bei riskanten Ausweichmanövern besteht die Gefahr, dass noch ein schlimmerer Unfall verursacht werden könnte.

Wie sollte sich ein Autofahrer bei einem Unfall mit einem Wildtier verhalten?

Wenn es zu einem Unfall mit einem Wildtier kommt, sollte man sich wie bei jedem anderen Unfall auch verhalten. Warnblinker setzen und die Unfallstelle mit einem Pannendreieck sichern. Weil Wildunfälle meldepflichtig sind, muss man zwingend die Polizei informieren. Diese bietet dann die entsprechenden Fachleute auf. Wichtig ist es auch, dass man sich dem verletzten Tier nicht nähert, bis Polizei, Wildhüter oder Tierarzt an der Unfallstelle sind.

Der Touring Club Schweiz TCS hat einen Crashversuch gemacht. Was war das Resultat?

Der Crashtest hat gezeigt, dass die Schäden bei Ausweichmanöver deutlich grösser sind. Die Sicherheitssysteme wirken bei frontalen Aufprällen nämlich besser als bei seitlichen. Bei Ausweichmanövern besteht zudem die Gefahr, dass man andere (entgegenkommende) Verkehrsteilnehmer gefährdet.

Wer übernimmt die Kosten bei einem Unfall?

Die finanziellen Folgen eines Wildunfalls sind durch eine Teilkaskoversicherung geschützt. Diese deckt aber nur jene Schäden ab, die durch eine direkte Kollision mit dem Wildtier entstanden sind. Schäden, die durch ein Ausweichmanöver verursacht worden sind, werden nur durch eine Vollkaskoversicherung gedeckt. Die Meldung eines Wildunfalls bei der Polizei empfiehlt sich also doppelt. So entgeht man nicht nur einer Busse wegen pflichtwidrigem Verhalten, sondern erhält zudem auch einen Beweis für den Unfallhergang für die Versicherung.

Kältere Temperaturen, nasse Strassen: Zeit für Winterreifen?

Genau. Der TCS empfiehlt grundsätzlich, sich an die bekannte Faustregel «von O bis O» zu halten. Sprich von Oktober bis Ostern mit Winterreifen unterwegs zu sein. Als Orientierungshilfe dienen auch die nächtlichen Temperaturen. Fallen sie unter den Gefrierpunkt, machen Winterreifen Sinn. Zwingend mit Winterreifen unterwegs sein sollte man bei Schnee oder Eis.

Welche Anforderungen sollten Winterreifen erfüllen?

Wichtig ist die Profiltiefe. Der TCS empfiehlt für Winterreifen mindestens 4 Millimeter Restprofil, auch wenn die gesetzliche Vorschrift nur 1,6 Millimeter beträgt. Ausserdem ist es wichtig, den Reifendruck zu kontrollieren. Hier gelten die Angaben des Herstellers in der Seitentür. Zudem sollten Winterreifen nicht älter als acht Jahre sein, da die Gummimischung mit der Zeit aushärtet und spröde wird – dadurch verschlechtern sich die Bremseigenschaften.

Wie erkenne ich, dass mein Winterreifen genug Profil hat?

Dazu gibt es einen einfachen Trick. Stecken Sie ein 2-Franken-Stück ins Reifenprofil. Wenn man den Sockel der Helvetia nicht sieht, haben die Reifen für die Wintersaison noch genügend Profil.

Gibt es in der Schweiz eine Winterreifen-Pflicht?

Nein. In der Schweiz besteht keine gesetzliche Pflicht, das Auto im Winter mit Winterreifen auszurüsten. Der Fahrzeugführer ist jedoch verpflichtet, sein Fahrzeug in jeder Situation beherrschen zu können. Wird wegen ungeeigneter Ausrüstung des Fahrzeugs ein Unfall verursacht, kann die Versicherung deshalb Leistungen kürzen oder Regress nehmen.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 30. September 2022 13:27
aktualisiert: 30. September 2022 13:27
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