Kot im Trinkwasser

Diese Festivals endeten im Desaster

Ein Festival zu planen, ist alles andere als leicht. Spätestens nach der neuen Netflix-Doku «Absolutes Fiasko: Woodstock '99» ist das allen bewusst. Doch nicht nur das Openair in New York endete im Desaster, sondern noch viele weitere.

Altamont Free Concert 1969

Bei dem Altamont Free Concert im Jahr 1969 handelt es sich um ein Gratis-Konzert, welches in der Nähe von San Francisco stattfand. Es traten grosse Acts auf wie beispielsweise Crosby, Stills, Nash & Young, Santana und Jefferson Airplane. Headliner waren die Rolling Stones, welche am Altamont Raceway Festival ihre US-Tour beendeten. Weil die Veranstalter Geld sparen wollten, engagierten sie anstatt Securitys über 300 Hells Angels, welche für ihre Arbeit Bier im Wert von 500 Dollar als Entlöhnung erhielten. Ganz so ernst haben die Angels ihren Job aber nicht genommen, denn sie hockten auf der Bühne, schluckten Acid in rauen Mengen und zielten mit Bierdosen auf die Köpfe der Fans.

Als die Stones auftraten, wurde das Festival zu einem Desaster. Bereits nach wenigen Songs musste die Band das Konzert abbrechen, weil es zu einer Schlägerei kam. Die Hells Angels gingen auf einen 18-Jährigen los, der angeblich mit einer Pistole angab. Danach traten und stachen die Angels auf den jungen Mann ein, bis er tot war. Als am Ende die rund 300'000 Besuchenden vom Festivalgelände flohen, waren vier tot und es gab hunderte Verletzte.

Woodstock '99

Das Woodstock Festival im Jahr 1999 hätte eigentlich im Zeichen seines Vorgängerfestivals im Jahr 1969 stehen sollen: Peace, Love and Music. Daraus wurde jedoch nichts, laut «Rolling Stone» ging das Festival als Tiefpunkt der Musikgeschichte der 1990er-Jahre ein. Die rund 250'000 Besuchenden randalierten, plünderten die Stände, brannten das Gelände nieder und schockierten durch Sexismus. Etliche Menschen wurden während der drei Tage verletzt und die hohen Temperaturen machten ihnen zu schaffen.

Zu diesen tragischen Vorfällen kam es unter anderem wegen der schlechten Planung des Woodstock '99. Überhaupt wird den Veranstaltern des Festivals organisatorisches Komplettversagen vorgeworfen. So herrschte über die gesamten drei Tage ein stetiges Wasserproblem. Bereits beim Eingang mussten die Besuchenden all ihre Getränke abgeben, um so für die Sicherheit der Künstler zu sorgen und um zu verhindern, dass die Gäste unerlaubte Substanzen auf das Gelände bringen. Auf dem Gelände standen ein paar wenige gratis Wasserspender zur Verfügung, die Besuchenden mussten aber bis zu einer Stunde anstehen, um Wasser zu beziehen. Labortests zeigten später, dass das Wasser mit Kot verunreinigt war.

Auch an Schatten sowie genügend Entsorgungsmöglichkeiten mangelte es auf der Griffiss Air Force Base. So kam es, dass mehr als 700 Besucher wegen Hitzeerschöpfung und Dehydrierung behandelt wurden und das ganze Festival im Müll versank. Am Schluss haben die Besuchenden auf dem Gelände ein Feuer gelegt und das ganze Areal fast komplett niedergebrannt.

Roskilde

Beim Roskilde im Jahr 2000 handelte es sich um eines der grössten Festivals in ganz Europa. Rund 74'000 Besucher strömten nach Dänemark, um am Openair mit dabei zu sein. Als einer der Headliner der mehrtägigen Veranstaltung stand Pearl Jam auf dem Programm. Rund 50'000 Fans jubelten den Rockern während ihres Auftrittes zu und die Menschenmasse drängte sich immer weiter an den Bühnenrand. Es brach eine Massenpanik aus und mehrere Personen fielen in der dichten Menge zu Boden. Neun Männer zwischen 17 und 26 Jahren kamen damals ums Leben.

Das Sicherheitspersonal konnte nicht früh genug erkennen, wie schlimm das Gedränge war. Erst nach einiger Zeit haben sie die Situation erkannt und eingegriffen. Pearl Jam wurde ebenfalls zu spät informiert, erst als sie rund fünf Minuten später von der Situation erfuhren, haben sie die Besucher gebeten, sich nach hinten zu verschieben. Die Organisatoren brachen nach dem Vorfall das Festival nicht ab. Jedoch haben sich viele der Acts damals dazu entschieden, ihren Auftritt abzusagen. Die Festivalleitung weist bis heute alle Vorwürfe zurück und beschuldigt ihrerseits Pearl Jam, die Schuld an der Tragödie zu tragen.

Loveparade 2010

Im Juli 2010 ereignete sich in Duisburg in Deutschland eines der wohl tragischsten Unglücke der Festival-Szene. Rund 1,4 Millionen Besuchende strömten an das seinerzeit grösste Technofestival der Welt. In einem Tunnel, welcher als Ein- und Ausgang zum Veranstaltungsort fungierte, kam es zu einer Massenpanik. Wegen möglicherweise fehlgeleiteter Besucherströme und Planungsfehlern kam es dadurch zu einem Gedränge unter den Besuchenden. Dabei erlitten rund 541 Menschen schwere Verletzungen durch Quetschungen und 21 Menschen kamen ums Leben. Darüber hinaus begingen im Nachhinein mindestens sechs Personen Selbstmord – aufgrund seelischer Belastung aufgrund der Katastrophe. Die Loveparade findet sein dem Jahr 2010 nicht mehr statt. Der Fall beschäftigt auch heute noch die Gerichte, weil weiterhin unklar ist, wer an dem Vorfall die Schuld trägt.

Fyre Festival

Im Jahr 2017 sollte auf den Bahamas eines der spektakulärsten und luxuriösesten Festivals stattfinden: das Fyre Festival. Dabei sollte es sich um ein Festival handeln, bei dem neben bekannten Acts auch eine Kulisse für Influencer entstehen sollte. Deshalb wurde für das Festival grösstenteils mit Top-Models wie Kendall Jenner, Hailey Bieber sowie Emily Ratajkowski über die sozialen Medien geworben. Auch bei den Veranstaltern handelte es sich um bekannte Namen, so beispielsweise Rapper Ja Rule oder der Unternehmer Billy McFarland, der mittlerweile im Gefängnis sitzt. Monatelang haben die Organisatoren das Festival geplant, es endete jedoch in einem Desaster. Denn als die Besuchenden, welche bis zu 100'000 Dollar für ihr Ticket ausgaben, auf der Privatinsel mitten im Pazifik ankamen, standen sie nicht vor den versprochenen Villen, sondern vor durchnässten Zelten – die Infrastruktur fehlte.

Nach einem offiziellen Statement der Veranstalter soll es zu Misswirtschaften und Geldproblemen gekommen sein. So sollen sie einen Grossteil ihres Kapitals in die Werbung und das Marketing investiert haben. Dadurch blieb am Ende zu wenig Geld für die Infrastruktur und Lebensmittel übrig. Andere Quellen berichten weiter, dass die Organisatoren die Rechnungen zu spät gezahlt hatten.

Quelle: ArgoviaToday
veröffentlicht: 16. August 2022 09:36
aktualisiert: 16. August 2022 09:36
info@radio32.ch