Diesen Stellenwert hat der Samichlaus für Kinder heute noch

Im Gegenzug für ein Versli gibt es am Dienstag für viele Schweizer Kinder wieder Mandarinen, Nüssli und Schöggeli. Auch an manch einer Schule wird der Samichlaustag gefeiert. Jede Lehrkraft habe dabei einen freien Spielraum, ob und wie sie den Brauch in den Schulalltag integriert, sagt Stefan Wittwer vom Berufsverband Bildung Bern. «Es wird nicht von oben diktiert, sondern die Freiheit wird sehr geschätzt», betont er. Eine zusätzliche Belastung würde der Tag für die Lehrerinnen und Lehrer nicht darstellen.

«Brauchtum entdecken»

Es gehe primär um Gemeinschaft, sagt Wittwer. «Beispielsweise im Kreisli gemeinsam das Brauchtum zu entdecken», sagt er darüber, wie Lehrerinnen und Lehrer das kulturelle Phänomen thematisieren würden.

«Die Lehrpersonen gehen relativ pragmatisch damit um», so Wittwer. Mancherorts kommt auch ein Chlaus in die Klasse auf Besuch. Der Samichlaus komme dabei vor allem bei den jüngeren Kindern vorbei.

«Samichlaus ist nicht mehr der Böse»

Doch welchen Stellenwert hat der Samichlaus für Kinder heutzutage eigentlich noch? Samichlaus-Experte Martin Kemp sagt, gerade bei kleinen Kindern habe sich kaum was geändert.

«Sicherlich glauben heute weniger ältere Kinder an den Samichlaus», meint der Betreiber der Vermittlungsplattform chlaus.ch. Dass Kinder an den Samichlaus glauben, stehe heutzutage aber nicht mehr im Fokus. «Die meisten Samichlaus-Gesellschaften stellen das Brauchtum ins Zentrum», sagt er.

Die Ansprüche an den alten Mann mit weissem Bart seien von Region zu Region verschieden. Und sie haben sich auch über der Zeit angepasst. «Der Samichlaus ist heute nicht mehr der Böse», sagt der Experte. Der Spruch «sonst nimmt dich der Samichlaus und der Schmutzli mit» habe längst ausgedient.

So gefragt wie selten zuvor

Gebucht werden die Chläuse von Privatpersonen, von Vereinen und auch von Schulen. Generell seien sie heuer gefragt wie nie. «Wir erhielten sogar mehr Anfragen als vor der Corona-Zeit», sagt Kemp. Generell lohnt es sich, sich frühzeitig um einen Samichlaus zu bemühen, um am 6. Dezember nicht leer auszugehen. «Bei manchen kurzfristigen Anfragen erhalte ich den Eindruck, dass nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen noch an den Samichlaus glauben», sagt Kempf lachend.